Die Strategie der Portfolio-Optimierung
Bei dieser Strategie wird wiederkehrend die ursprünglich gewählte Vermögensstruktur wieder hergestellt.
In privat verwalteten Portfolios wird eine Rebalancing genannte Kapitalanlagestrategie selten bis gar nicht umgesetzt. Rebalancing heißt so viel wie „wieder ins (Gleich)gewicht setzen“. Denn bei dieser Strategie wird wiederkehrend, bspw. einmal pro Jahr, die ursprünglich gewählte Vermögensstruktur wieder hergestellt, wenn sich diese durch unterschiedliche Renditen der einzelnen Portfoliokomponenten verschoben hat.
Entscheidet man sich zu Beginn der Geldanlage für ein Rendite-Risiko-Profil, welches eine Investition zu 50 % in (risikoreiche, renditeträchtige) Aktienfonds und zu 50 % in (risikoarme, renditeschwächere) Rentenfonds bedingt, so kann bei einem starken Anstieg der Aktienkurse die Vermögensstruktur am Ende eines definierten Zeitraums bei einer Verteilung 60 % Aktien und 40 % Renten liegen. Belässt man es dabei, so entspricht dieses neue Rendite-Risiko-Profil für die nächste Periode nicht mehr dem ursprünglich gewählten und gewollten Profil. Denn die renditeträchtigen, aber riskanteren Aktienfonds sind nun gegenüber den eher risikoarmen, jedoch renditeschwächeren Rentenfonds übergewichtet. Wendet man hingegen die Rebalacing-Strategie an, so wird die ursprüngliche Vermögensstruktur durch den teilweisen Verkauf der Aktienkomponente und den anschließenden Kauf der Rentenkomponente wieder hergestellt. Das einmal gewählte Rendite-Risiko-Profil bleibt also während der gesamten Dauer der Geldanlage – bis auf unterjährige Schwankungen – gleich. Allerdings ist Rebalancing nicht nur auf die Verteilung der Asset-Klassen beschränkt, es kann auch zwischen den einzelnen Regionen, Branchen und Sektoren bis hin zu den einzelnen Wertpapieren erfolgen.
Vor- und Nachteile des Rebalancing
Die Rebalancing-Strategie hat viele Vorteile, dennoch sind ihr zwei Nachteile zu eigen. Zum einen bedingt sie grundsätzlich höhere Transaktionskosten. In vielen Fällen kann sie jedoch automatisiert werden und die Verkäufe und Käufe bzw. Täusche erfolgen dann kostenlos. Zum anderen kann sie langfristig die erzielte Rendite schmälern, wenn sie zwischen risikoreichen, renditeträchtigen und risikoarmen, renditeschwächeren Asset-Klassen angewendet wird (Beispiel internationale Aktien und kurzlaufende Anleihen höchster Bonität). Denn die risikoreichen Anlagen weisen langfristig eine höhere Rendite aus als die risikoarmen Anlagen, weshalb sie bei einem Verzicht auf das Rebalancing eine immer höhere Gewichtung im Portfolio einnehmen und deshalb dessen Rendite erhöhen.
Dennoch überwiegen die Vorteile!
Realisiert sich bspw. das Risiko, kommt es also zu Verlusten bei den renditeträchtigen Anlagen, so fallen diese auf Portfolioebene umso höher aus, je stärker sie dort gewichtet sind. Ein konsequentes Rebalacing hätte das ursprüngliche Rendite-Risiko-Profil erhalten und somit die Verluste reduziert. Das Rebalacing dient also in erster Linie als Instrument der Risikosteuerung. Ein einmal gewähltes Rendite-Risikoprofil soll durch unterschiedliche Renditen der einzelnen Portfoliokomponenten nicht verändert werden. Damit kann sich sozusagen das Risiko nicht im Zeitverlauf von der ursprünglich gewollten Größenordnung der Anleger*innen entfernen.
Und tatsächlich kann die Rebalancing-Strategie auch dazu führen, dass unter Umständen die Rendite höher ausfällt. Denn innerhalb von Anlageklassen mit den gleichen Rendite- und Risikoerwartungen kann Rebalancing durch das antizyklische Investieren langfristig auch zu einer höheren Rendite führen. Dadurch, dass grundsätzlich in steigenden Märkten Gewinnmitnahmen und in den weniger stark steigenden oder sogar fallenden Märkten Käufe erfolgen, wird streng antizyklisch gehandelt („buy low, sell high“-Ansatz). Diese potentielle Mehrrendite wird laut wissenschaftlichen Studien mit ca. 0,1 % bis 0,4 % p.a. ausgewiesen.
Fazit
Die Rebalancing-Strategie sollte, wenn möglich, immer angewandt werden. Sie führt über einen sehr langen Anlagezeitraum zur Beibehaltung der ursprünglichen Rendite-Risikoerwartung der Anleger*innen und eventuelle Nachteile sind nicht der Rede wert, sofern die Strategie kostenlos umgesetzt werden kann.