Dividenden sind die neuen Zinsen
Doch ist das wirklich so?
Immer wieder liest man, dass in unserer Null-Zinsen-Zeit Dividenden die neuen Zinsen seien. Doch ist das wirklich so?
Null Zinspolitik
Infolge der Finanzkrise 2008 und der in Europa darauf folgenden Staatsschuldenkrise 2010 – 2012 senkten viele Zentralbanken weltweit die Zinsen derart, dass es zu einer Ära extrem niedriger, teils sogar negativer Zinsen kam. Dadurch sollten Geschäftsbanken günstige Darlehen an Unternehmen und Privatleute vergeben können und somit die lahmende Wirtschaft und der private Konsum unterstützt werden. Gleichzeitig sanken dadurch jedoch auch die Guthabenzinsen. Sparer und Investoren wie z. B. Lebensversicherungsgesellschaften, die traditionell in festverzinsliche Wertpapiere investierten, sahen sich mit sehr niedrigen Renditen konfrontiert. Auf der Suche nach Alternativen für höhere Renditen rückten daher Dividenden immer mehr in den Vordergrund.
Dividenden
Dividenden sind (wiederkehrende) Zahlungen, die Unternehmen aus den erwirtschafteten Gewinnen an ihre Aktionäre leisten. Somit partizipieren die Eigentümer an dem finanziellen Erfolg der Unternehmen. Dividenden können, müssen aber nicht ausgeschüttet werden, der Unternehmensgewinn kann bspw. auch für Investitionen in künftiges Wachstum genutzt werden. Die Entscheidung, ob und in welcher Höhe Dividenden gezahlt werden oder nicht, fällen die Unternehmensführung und die Aktionäre gemeinsam.
Dividenden als neue Zinsen?
Es gibt Unternehmen, die regelmäßig Dividenden ausschütten, weshalb Dividenden eine stabile Einkommensquelle darstellen können, ähnlich wie bei regelmäßige Zinszahlungen. Aber eben nur ähnlich, nicht gleich.
Bei Investitionen in festverzinslichen Wertpapieren steht bspw. – etwas vereinfacht dargestellt – bei einem Nennwert von 100 €, einer Verzinsung von 3 % p.a. und einer Laufzeit von 3 Jahren von vornherein fest, dass Anleger*innen je 100 € pro Jahr eine Zinszahlung iHv 3 € erhalten und nach Ablauf des 3. Jahres eine Rückzahlung der investierten 100 €.
Das ist bei Dividendenzahlungen mitnichten so. Auch Investitionen in Aktien von Unternehmen, die regelmäßig Dividenden ausschütten, sind und bleiben Investitionen in Unternehmen. Spricht man von einer Dividendenrendite iHv 3 %, so bedeutet dies, dass bei einem Aktienkurs iHv 100 € pro Aktie eine Dividende von 3 € je Aktie ausgezahlt worden ist. Das ist ein Hinweis darauf, dass im nächsten Jahr ebenfalls mit einer Dividende von 3 % gerechnet werden kann, mehr aber auch nicht. Die Unternehmensführung und die Aktionäre können Dividendenzahlungen jederzeit aussetzen, reduzieren oder aber auch erhöhen. Es ist also nicht gewährleistet, dass man ähnlich wie bei Zinszahlungen jedes Jahr ein Dividendenzahlung iHv 3 € erhält. Und zudem ist nicht gewährleistet, dass bei einem späteren Verkauf der Aktie mindestens ein Betrag iHv des Kaufpreises 100 € erzielt werden kann. Der Kurs der Aktie könnte dann z. B. nur bei 90 € liegen, dies würde einen Verlust von 10 % bedeuten. Allerdings bietet diese Investition natürlich auch die Chance auf einen Kurszuwachs.
Fazit
Dividenden sind nicht die „neuen“ Zinsen. Diese Aussage ist ein Werbeslogan, populär, aber letzten Endes irreführend. Dividenden können ein wichtiger Bestandteil zur Erzielung eines regemäßigen passiven Einkommens sein. Um aber die Vorteile nutzen zu können, bedarf es wie bei allen Investitionen in Aktien eines langfristigen Anlagehorizonts. Kurzfristige Schwankungen des Aktienkurses können auch zu erheblichen Verlusten führen, wenn Anleger gezwungen sind, ihre Aktien zu einem ungünstigen Zeitpunkt verkaufen zu müssen. Ein Ersatz für festverzinsliche Anlagen sind Dividenden ganz sicher nicht.