Ein paar typische Anlegerfehler … bei Aktienfondsanlagen

Angst oder zumindest Unwohlsein ist ein schlechter Ratgeber bei Aktienfondsanlagen.

Die entsprechenden Kenntnisse und die erforderliche Zeit vorausgesetzt, kann ein Aktien(fonds)-Portfolio von Anleger*innen selbst verwaltet werden. Oftmals fehlen jedoch die Kenntnisse oder die Zeit oder beides. Und so tappt man schnell in eine der typischen Fallen bei der Geldanlage. 

Anlagehorizont

Die meisten Anleger*innen machen sich bei der Geldanlage keine Gedanken über deren Ziel und der damit verbundenen Anlagedauer. Es ist jedoch ein großer Unterschied, ob man kurzfristig Kapital für einen Immobilienerwerb ansparen will, mittelfristig die Ausbildung der Kinder zu finanzieren ist oder ob langfristig Vermögen für den eigenen Ruhestand aufgebaut werden soll. Denn auch wenn sich die internationalen Aktienmärkte – auf längere Sicht gesehen – nach oben entwickeln, so kann es kurz- und mittelfristig immer zu Kurskorrekturen und sinkenden Kursen kommen. Um solche Kursverluste kompensieren zu können, braucht es Zeit und diese Zeit sollte bei Aktienfondsanlagen tunlichst mit berücksichtigt werden. Dann kann es nicht passieren, Aktienfonds-Positionen gerade dann auflösen zu müssen, wenn die Kurse schlecht stehen. 

Angst

Angst oder zumindest Unwohlsein ist ein schlechter Ratgeber bei Aktienfondsanlagen – und auch unnötig, wenn man in ein gut strukturiertes und diversifiziertes Portfolio investiert, welches an die persönlichen Ziele und Wünsche und deren Anlagehorizont angepasst ist. So sind Zeiten sinkender Kurse zu bewältigen, ohne einen weiteren klassischen Fehler zu begehen. Oftmals verkaufen Anleger*innen bei Kurskorrekturen ihr Aktienfondsportfolio, um noch „zu retten, was zu retten ist“. Anschließend investieren sie die Gelder in konservative, aber vermeintlich sichere Anlagen – und holen anschließend die Kursverluste nicht mehr auf. Vereinfacht gesagt gilt, dass Kursverluste in der einen Assetklasse nur mit Gewinnen aus der gleichen Assetklasse kompensiert werden können, ist doch die Rendite letzten Endes der Preis für das eingegangene Risiko. Und sinkt ein Aktienfondsportfolio um 50 %, so bedarf es einer positiven Performance von 100 %, um diese Kursverluste kompensieren zu können. Verluste in einem Aktienfondsportfolio mit Gewinnen aus konservativen Rentenfonds auszugleichen ist auch mit einem sehr langen Anlagehorizont (der eigentlich wieder für die Anlage in Aktien prädestiniert ist) ein hoffnungsloses Unterfangen. 

Marktprognosen

Viele Anleger*innen investieren nie in die internationalen Aktienmärkte, da sie vermeintlich wissen, dass die Kurse sinken werden. Das ist z. B. der Fall, wenn an den Börsen Höchststände verzeichnet werden, denn dann sei es ja offensichtlich, dass es zu einer Kurskorrektur kommen wird. Das ist aber anscheinend auch der Fall, wenn die Börsen auf Talfahrt gehen. Denn dass die Kurse fallen, zeige ja schon, dass sie auch weiterhin sinken werden. Und in beiden Fällen sollte man also mit Investitionen abwarten, bis man das niedrige Einstiegsniveau für Aktienkäufe nutzen könne. 

Dabei ist es statistisch gesehen unmöglich, Kurssteigerungen oder Kursverluste vorherzusagen. Das liegt an einer besonderen Eigenart der internationalen Aktienmärkte. Denn wesentliche Kurssteigerungen, aber auch Kursverluste, beschränken sich auf einzelne Tage. Dies zeigt sehr anschaulich eine Studie der Bank of America (Quelle www.stock3.com). 

Wäre eine Investition in den amerikanischen Aktienindex S & P 500 von 1930 bis 2020 möglich gewesen, so hätte ein(e) Anleger*in eine Rendite iHv gesamt 17.715 % erzielt. Hätte sie oder er jedoch nur die besten 10 Handelstage innerhalb einer Dekade verpasst, so hätte die Rendite lediglich 28 % betragen! Wären jedoch die schlechtesten 10 Tage jeder Dekade verpasst worden, dann betrüge die Rendite sagenhafte 3,8 Millionen %. Und wären die jeweils besten 10 und schlechtesten 10 Tage verpasst worden, läge die Rendite bei 27.213 %.

Nun haben Menschen keinen Anlagehorizont von 90 Jahren, insofern sind diese Berechnungen eher von theoretischem Interesse. Aber sie lassen deutlich werden, dass es unmöglich gewesen wäre, jeweils diese 10 Tage innerhalb einer Dekade zuverlässig vorherzusagen. Und das wird auch in den nächsten 90 Jahren so sein.

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Mit anderen Worten: market timing, also die Vorhersage von Kursgewinnen oder Kursverlusten, kann nicht funktionieren, wenn einzelne Tage für die erzielte Rendite maßgeblich sind. Und wie heißt es auch? Time in the market beats timing the market!

Aktienmode

Es gibt immer wieder Zeiten, in denen einzelne Unternehmen „in Mode“ sind. Früher waren es z. B. die Deutsche Telekom oder Aktien des Neuen Marktes wie Mobilcom, heute sind es die „Magnificent 7“ (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla). Diese -erfahren eine große mediale Aufmerksamkeit und finden sich daher auch gerne in den Portfolios privater Anleger*innen. Unabhängig davon, ob die Marktkapitalisierung der letztgenannten Unternehmen heute gerechtfertigt ist oder nicht, Moden kommen und gehen – und damit im Zweifel auch die Unternehmen. Wer spricht heute noch von IBM oder AT&T, den beiden weltweit größten Unternehmen Anfang/Mitte der 1980er Jahre?

Historie

Oftmals orientieren sich Anleger*innen alleine an der Wertentwicklung der Vergangenheit und gehen davon aus, dass Aktienfonds, die bisher Spitzenrenditen erzielt haben, auch die Spitzenfonds von morgen sind. Doch das ist eher ein Trugschluss. Statistische Untersuchungen zeigen immer wieder, dass nur etwa 20 % der Aktienfonds, die in einem 5-Jahreszeitraum zu den besten 25 % ihres Vergleichskosmos zählen, innerhalb der nächsten 5 Jahre ebenfalls zu dieser Spitzengruppe gehören. Die Wertentwicklung der Vergangenheit verrät also wenig über die künftigen Renditen eines Fonds.

Fazit

Nur, welche Lehren lassen sich aus diesen Aussagen entnehmen?

Zunächst einmal sollten Anleger*innen klar und deutlich Ziele formulieren und dann die jeweiligen Anlagehorizonte als Basis jeder Anlageentscheidung bestimmen. Auch wenn es sich so anhört, das ist nicht immer ein leichtes Unterfangen. 

Dann sollten sie sich nicht von irgendwelchen Marktprognosen leiten oder aber verunsichern lassen. Schon Mark Twain wusste, dass Prognosen immer schwierig sind, vor allem dann, wenn sie die Zukunft betreffen. Egal, ob irgendwelche Werbebotschaften etwas anderes suggerieren, eine konkrete Vorhersage der Aktienkurse für morgen, in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Langfristig gesehen steigen Aktienkurse jedoch. 

Zudem sollte jedes Portfolio gut strukturiert und diversifiziert sein. Denn durch eine globale, markt- und sektorübergreifende Diversifizierung kann zum einen das Gesamtrisiko eines Portfolios reduziert werden, zum anderen können Anleger*innen am Renditepotential zukünftiger Spitzenunternehmen teilhaben. 

Wenn Anleger*innen die oben genannten Fehler vermeiden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie Ihre Ziele erreichen werden. Allerdings, wer sein Portfolio selbst verwaltet, muss auch alle Probleme allein bewältigen. Und es ist durchaus möglich, dass ein qualifizierter Berater mit Fachwissen und Erfahrung dabei helfen kann, bessere Anlageentscheidungen zu treffen. Einfach dadurch, dass er mit seinen Anleger*innen eine diversifizierte, wissenschaftlich fundierte Anlagestrategie entwickelt, die auf deren Ziele und Risikoprofil abgestimmt ist.