Garantien und Kosten

Auch wenn es für manche Anleger*innen den Anschein haben mag, Garantien sind nicht Gott gegeben.

Will man eine Geldanlage tätigen, so wird das Thema Garantien nicht fehlen. Fragt man Mandant*innen, ob sie gerne eine Garantie hätten, bspw. dass der eingezahlte Beitrag zu 100 % zurückgezahlt wird, so erhält man als Antwort so gut wie ein Nein. Dabei weiß niemand, ob solche Garantien etwas kosten und wenn ja, wie teuer sie sind. Dennoch, die Antwort lautet stets Ja. 

Garantien sind jedoch gerade bei langlaufenden Verträgen für die Finanzierung der Ausbildung der Kinder oder für die Altersvorsorge sehr, sehr teuer. Man kann sie nur nicht in Eurobeträgen beziffern. Die Kosten treten im Gewand der Opportunitätskosten auf – weil man Garantien für unerlässlich hält, kann die Geldanlage im Ganzen oder zumindest zu einem großen Teil nur in risikoarmen, niedrig rentierlichen Wertpapieren investiert werden. Man verzichtet für diesen Teil auf eine renditeträchtigere, wenn vielleicht auch risikoreichere Anlage, die langfristig aber zu einem wesentlich höheren Anlageergebnis führen könnte. Diese Differenz müsste man als Garantiekosten ansetzen. 

Wer Hoffnung sät, wird Enttäuschung ernten

Aber man kann diese Kosten von Garantien nicht mit einem konkreten Eurobetrag beziffern. Allerdings lässt sich berechnen, wie sich Garantien auf das Anlageergebnis auswirken. 

In unserem Beispiel spart ein(e) Anleger*in jeden Monat 100 € für die nächsten 30 Jahre, also insgesamt eine Summe iHv 36.000 €. Verzichtet man auf eine Garantie zum Vertragsablauf, so könnte bei einer Investition in Aktienfonds und einer unterstellten Rendite von 6 % p.a. ein Betrag iHv 97.943 € vor Steuern erwirtschaftet werden. 

Nun will jedoch die/der Anleger*in eine Garantie dergestalt, dass zum Ende der 30-jährigen Anlagedauer mindestens das eingezahlte Kapital zurückgezahlt wird, mithin 36.000 €. Für die Berechnung der Garantieleistung wird ein fester Zinssatz von 1 % p.a. unterstellt. Das ist sehr wenig, deshalb wird gleichzeitig eine Gesamtverzinsung auf Vertragsebene iHv 3 % p.a. in Aussicht gestellt. Dieser Garantiewunsch bedeutet jetzt, dass von dem mtl. Beitrag iHv 100 € jeden Monat 85,78 € in die Garantiekomponente investiert werden müssen. Denn so errechnet sich zum Laufzeitende eine Rückzahlung der jeweils investierten 100 €. Damit verbleibt aber nur ein Betrag iHv 14,22 € mtl., der anderweitig, bspw. in Aktienfonds, investiert werden kann. 

Nun, soweit so gut, man kann Sicherheit und Rendite gegeneinander abwägen und schließlich eine individuelle Anlageentscheidung treffen. Problematisch wird es hingegen, wenn bei solchen Garantieverträgen mit einer Gesamtrendite iHv 3 % p.a. geworben wird. Denn dann stellt sich die Frage, welche Rendite dieser verbleibende Betrag von 14,82 € als separate Geldanlage erzielen müsste, damit eine Gesamtrendite von 3,0 % p.a. erwirtschaftet werden kann. Und tatsächlich, das wären 9,72 % p.a.!!! Das ist eine deutlich höhere Rendite als die prognostizierten 6 % p.a. bei einer Geldanlage ohne Garantie!!! Das bedeutet nichts anders als … 

… die/der Anleger*in vertraut nicht darauf, dass eine Kapitalanlage ohne Garantie über einen Zeitraum von 30 Jahren eine Rendite von 6 % p.a. erzielen kann und somit ein Betrag iHv 97.943 € erwirtschaftet wird. Deshalb hätte er/sie gerne eine Garantie (Rückzahlung eingezahlte Beiträge) und vertraut, dass eine Gesamtrendite iHv erzielt werden kann. Allerdings weiß sie oder er nicht, dass für die „freie“, also nicht garantiegebundene Geldanlage eine Rendite erforderlich wäre, die mit 9,72 % p.a. deutlich über den 6 % der Ursprungsanlage liegt! Das ist in sich unlogisch und allein deshalb unrealistisch. Wer dieses Werbeversprechen ausspricht oder diesem Glauben schenkt, wird enttäuscht werden, denn solche Ergebnisse können schlicht und ergreifend nicht erzielt werden. 

Garantien und der liebe Gott

Auch wenn es für manche Anleger*innen den Anschein haben mag, Garantien sind nicht Gott gegeben. Sie sind deshalb nur so viel wert wie der hoffentlich solvente Garantiegeber. Bei großen deutschen Versicherungsgesellschaften darf man davon ausgehen, dass diese finanziell so ausgestattet sind, um für einen sehr langen Zeitraum Garantien gewähren zu können. Hierfür müssen sie aber an den internationalen Kapitalmärkten Renditen erwirtschaften, die auch nach Kosten über den versprochenen Garantien liegen. Anderenfalls kann das Garantieversprechen nach einiger Zeit nicht aufrecht erhalten bleiben. Versicherungsgesellschaften legen jedoch das ihnen anvertraute Vermögen nicht auf dem Mond (oder sonst wo) an, sondern – so wie alle anderen auch – an den internationalen Kapitalmärkten. Und wenn diese institutionellen Anleger langfristig Renditen oberhalb der jeweiligen Garantieniveaus erzielen, dann kann es der einzelne Investor auch. Dann jedoch sind Garantien sinnlos.