Unsicherheit und Investitionen in Aktienfonds

Unsicherheit neben Willen und Disziplin ist die Hauptquelle der Vermögensbildung – und damit lässt sich Unsicherheit auch besser aushalten. 

Die Geldanlage in Aktienfonds wird von vielen Menschen als unsicher empfunden. Das ist ein Grund, sich einmal mit dem Thema Unsicherheit zu befassen. 

Unsicherheit prägt das gesamte menschliche Leben, viele Unsicherheiten werden aber als solche gar nicht wahrgenommen. Fährt man gerne Motorrad oder Ski, so ist ein Unfall nicht auszuschließen. Gleiches gilt sogar beim Wandern. Und doch gehen viele Menschen diesen Beschäftigungen nach, ohne über die damit verbundenen Risiken nachzudenken. 

Bei der Geldanlage ist das anders, Unsicherheiten sollen hier gemieden werden. Es darf kein Risiko eingegangen werden, gefordert wird mindestens die „sichere“ Rückzahlung des investierten Betrages, besser noch zusätzlich mit einer „garantierten“ Rendite. Doch das alleine wäre noch keine sichere Geldanlage. Sicherheit im eigentlichen Sinne gäbe es nur, wenn eine Geldanlage zu jeder Zeit eine Rendite erzielen würde, die nach Kosten und Steuern höher ausfällt als die gegenwärtige Inflationsrate. Nur in diesem Falle erhielte man ohne Kaufkraftverlust eine Prämie dafür, das investierte Geld nicht (sofort) für Konsum auszugeben. Solche Geldanlagen gibt es aber nicht. 

Da Entscheidungen über eine Geldanlage immer auf die Zukunft gerichtet sind und man die Zukunft nicht vorhersagen kann, werden diese Entscheidungen immer unter der Maßgabe der Unsicherheit getroffen. Chancen und Risiken einer Geldanlage werden also grundsätzlich ex ante bewertet, eine ex post-Bewertung verbietet sich. Dass eine frühere Anlageentscheidung richtig oder falsch war, ist vielleicht wichtig für die eigene Erfahrung, bietet aber keine Vorteile bei der heutigen Entscheidung. 

Wenn also Unsicherheit jeder Geldanlageentscheidung immanent ist, wie lässt sich dann dieser Unsicherheit begegnen? Vielleicht, in dem man Unsicherheit verstehen lernt. Quellen der Unsicherheit sind wirtschaftliche Entwicklungen (bspw. Inflationsraten oder Zinsänderungen), politische Faktoren (Krieg oder Frieden), persönliche Umstände (Arbeitsplatzverlust oder Weiterbildung) und die Marktvolatilität (schwankende Aktienkurse) sowie mangelnde Erfahrungen oder Kenntnisse. Es gibt keine andere Welt, in der Geldanlageentscheidungen nicht unter der Maßgabe der Unsicherheit getroffen werden könnten. Aber diese Unsicherheiten lassen sich reduzieren – durch eine Bestimmung klarer Ziele, Festlegung eines Anlagehorizonts, Diversifikation der Anlagen, Sicherstellung von Liquiditätsreserven, regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen und nicht zuletzt durch eine professionelle Beratung. 

Und dann „lernt“ man schließlich, dass Unsicherheit auch die Quelle jeglicher Rendite ist. Gäbe es sie nicht, wäre also jede Anlageentscheidung für jeglichen Zeitraum klar und eindeutig bewertbar, dann gäbe es kaum einen Markt. Lässt man andere Entscheidungsfaktoren außer Acht, so würden bei „sicher“ steigenden Märkten Verkäufer nicht verkaufen und bei „sicher“ fallenden Märkten Käufer nicht kaufen. 

So gesehen ist Unsicherheit neben Willen und Disziplin die Hauptquelle der Vermögensbildung – und damit lässt sich Unsicherheit auch besser aushalten.